
Man kann nicht alles haben: Eine turbulente Komödie mit Biss – aber ohne den ganz großen Wumms
Aglaia Szyszkowitz und Fritz Karl – zwei Namen, die für Qualität im österreichischen Film stehen. In "Man kann nicht alles haben" spielen sie ein Mutter-Tochter-Drama mit reichlich Komik gewürzt. Scheidung, Rockstar-Ex und ein Büro, das ordentlich sein muss, bilden den Nährboden für ein turbulentes Geschehen. Doch bietet der Film mehr als nur kurzweilige Unterhaltung? Bietet er Tiefgang neben dem Lachen? Unsere Rezension beleuchtet Stärken und Schwächen dieser ORF-Produktion.
Die Handlung kreist um Brigitte Fiedler (Szyszkowitz), eine erfolgreiche Anwältin, deren Leben akribisch organisiert ist – bis ihr Ex-Mann Richie Moosleitner (Karl), ein ehemaliger Rockstar, wieder auftaucht. Natürlich bringt Richie mit seinem Chaoten-Charme Chaos in Brigittes perfekt geordnetes Leben, vor allem in ihrer Beziehung zu ihrer Tochter Anna (Marie-Luise Stockinger). Der Konflikt ist klar: Brigitte, die Kontrolle über ihr Leben sucht, muss sich ihren eigenen Unvollkommenheiten stellen – und das inmitten eines Wirbelsturms aus Familienstreitigkeiten. Wie meistert sie den Spagat zwischen karriereorientiertem Leben und sich ankündigenden emotionalen Herausforderungen?
Szyszkowitz liefert, wie gewohnt, eine herausragende Leistung. Sie verkörpert Brigitte mit einer faszinierenden Mischung aus strenger Professionalität und verletzlicher Zerrissenheit. Man spürt ihre innere Spannung, den Kampf zwischen der Fassade und den aufgestauten Emotionen. Karl als Richie bildet den perfekten Gegenpol: charmant, leicht verrückt und mit einer kindlichen Naivität, die ihn zum unwiderstehlichen, aber unberechenbaren Rockstar macht. Stockinger als Anna fügt sich harmonisch ins Ensemble ein, obwohl ihre Rolle im Vergleich weniger im Fokus steht. Wäre mehr Tiefe in ihrer Figur vorhanden gewesen, hätte der Film vielleicht noch mehr an emotionaler Substanz gewonnen.
Der Film besticht durch seine humorvollen Szenen. Die Situationskomik und die spritzigen Dialoge sorgen für viele Lacher. Man empfindet ein echtes Mitgefühl für die Figuren und ihre chaotische Situation. Doch bleibt der Film oberflächlich. Die Charaktere bleiben stellenweise etwas eindimensional; ihre Motivationen werden nicht erschöpfend beleuchtet - ein Aspekt, der bei einigen Zuschauern zu Enttäuschungen führen könnte.
"Man kann nicht alles haben" ist eine typisch österreichische Produktion – eine gelungene Kooperation von ORF und ARTE. Die bekannten Schauspieler verleihen dem Film eine hohe Qualität, die Kulissen tragen zu einem authentischen Flair bei. Der Film präsentiert eine realistische, wenn auch etwas klischeehafte Darstellung des österreichischen Alltagslebens. Doch diese Vertrautheit ist gleichzeitig der Film seine größte Stärke, aber auch seine größte Schwäche. Diese Vertrautheit ist angenehm, schafft aber auch eine gewisse Erwartungshaltung.
Fazit: "Man kann nicht alles haben" ist eine unterhaltsame Komödie für einen entspannten Filmabend. Die starke Besetzung und die humorvollen Szenen überzeugen. Wer jedoch tiefschürfende Charaktere und eine komplexe Handlung erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Es ist ein netter Film, der unterhält, aber nicht unbedingt im Gedächtnis bleibt – ein kurzweiliger Genuss, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wie der Titel schon sagt: Man kann nicht alles haben. Drei von fünf Sternen.
Die Mutter-Tochter-Beziehung: Ein komplexes Geflecht aus Liebe und Missverständnissen
Die Beziehung zwischen Brigitte und Anna bildet die tragende Achse des Films. Es ist keine einfache, harmonische Beziehung – im Gegenteil. Der Film zeigt ein komplexes Geflecht aus Liebe, Missverständnissen, Erwartungen und Enttäuschungen. Dieser Konflikt dient nicht nur als Grundlage für die Komödie, sondern wirft auch Fragen nach zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen auf.
Ein realistischer Blick auf familiäre Beziehungen
Die Komödie zeigt die Beziehung zwischen Mutter und Tochter realistisch: voller Liebe, aber auch voller Konflikte. Brigitte, die eine erfolgreiche Karriere verfolgt, hat möglicherweise ihre eigenen Bedürfnisse über die ihrer Tochter gestellt. Anna sehnt sich nach Anerkennung und Unabhängigkeit. Dieser Konflikt findet seine humorvolle Auflösung in der chaotischen Dynamik des Films, in der letztlich Versöhnung möglich wird.
Humor als Spiegel der Realität
Der Humor des Films entspringt genau diesen Unstimmigkeiten und Missverständnissen. Die absurden Situationen, in die die Figuren geraten, sind oft eine direkte Folge der angespannten Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Der Film ermöglicht es den Zuschauern, die Situationen und Konflikte mit einem Lächeln zu betrachten und gleichzeitig über die eigenen Beziehungen nachzudenken.
Meisterhafte Darstellung der emotionalen Komplexität
Die Leistungen von Szyszkowitz und Stockinger sind überzeugend. Sie verkörpern die Komplexität der Mutter-Tochter-Beziehung mit viel Empathie und Gefühl. Man spürt die Liebe und Verletzlichkeit, die Frustration und den Wunsch nach Nähe.
Ein Film mit österreichischem Charakter
"Man kann nicht alles haben" ist ein typisch österreichischer Film mit all seinen Stärken und Schwächen. Er zeigt, wie ein Film unterhaltsam sein kann, ohne dabei unbedingt tiefschürfende Analysen zu liefern. Er ist ein Spiegel der österreichischen Gesellschaft und ihrer familiären Strukturen.